Standortwettbewerb: Aargauer Regierung will Greater Zurich Area wieder beitreten
Um die Standortqualität besser zu vermarkten und innovative Unternehmen mit hoher Wertschöpfung anzusiedeln, hat der Regierungsrat verschiedene Massnahmen geprüft. Der Beitritt zu einer Vermarktungsorganisation mit starker Präsenz in den ausländischen Zielmärkten habe sich als effektivste Massnahme erwiesen, teilt er mit. Deshalb setzt der Regierungsrat auf eine Mitgliedschaft bei der Greater Zurich Area und beantragt einen Verpflichtungskredit von 11,46 Millionen Franken über einen Zeitraum von acht Jahren.
Der Kanton Aargau gehört gemäss verschiedenen Standortrankings zu den Kantonen mit sehr guten Standortvoraussetzungen. In den letzten Jahren hat der Regierungsrat bereits verschiedene Massnahmen lanciert, um die Standortqualität weiter zu verbessern. Trotzdem gibt es im Kanton Aargau vergleichsweise wenig wertschöpfungsstarke Unternehmen.
Im Visier sind Unternehmen mit hoher Wertschöpfung, guten Arbeitsplätzen und innovativen Produkten
Ein Grossteil der anderen Kantone investiere deutlich mehr in die Standortpromotion im Ausland und sei damit erfolgreicher im internationalen Standortwettbewerb, heisst es weiter. Der Regierungsrat will dies ändern und die Position des Kantons Aargau stärken. "Wir wollen nicht Wachstum um jeden Preis, sondern gezielt Unternehmen mit hoher Wertschöpfung, guten Arbeitsplätzen und innovativen Produkten ansiedeln", sagt Landammann Dieter Egli.
Regionalvermarktungsorganisation: "beste Wirkung, kleinstes Risiko"
Der Regierungsrat hat verschiedene Modelle geprüft, um den Wirtschaftsstandort Aargau im Ausland besser zu positionieren: die Verstärkung bestehender Vermarktungsaktivitäten, den Aufbau einer eigenen Auslandspräsenz auf Mandatsbasis sowie den Beitritt zu einer bestehenden Regionalvermarktungsorganisation mit etablierten Prozessen und Kontakten im Ausland.
Als Resultat der Prüfung könne festgehalten werden, heisst es weiter, "dass ein Beitritt zu einer Regionalvermarktungsorganisation die beste Wirkung und die kleinsten Risiken bietet. Die Greater Zurich Area (GZA) ist die grösste solche Organisation und vertritt heute neun Kantone. Sie liegt nicht nur geografisch nahe, sie fokussiert auch auf die Branchen und Technologien, die für den Kanton Aargau wichtig sind".
Eine Regionalvermarktungsorganisation mache den Standort Aargau im Ausland bekannt und identifiziere Unternehmen, die sich für eine Niederlassung in der Schweiz interessieren. Diese sogenannten Leads übergebe sie der kantonalen Standortförderung, die dem Unternehmen mögliche Standorte vorschlägt und weitere Bedürfnisse direkt klärt. Darum seien parallel zur Mitgliedschaft bei einer Regionalvermarktungsorganisation auch zusätzliche personelle Ressourcen bei der Standortförderung nötig.
Um den Nutzen zuverlässig feststellen zu können, sei eine Mitgliedschaft während mindestens acht Jahren notwendig, konkret von 2026 bis 2033. Der Regierungsrat beantragt deshalb einen Verpflichtungskredit von 11,46 Millionen Franken, der sämtliche Kosten für acht Jahre Mitgliedschaft inklusive Vorbereitung und Begleitung abdeckt. Der Regierungsrat schickt die Vorlage vom 6. Januar bis zum 6. April 2025 in die Anhörung.
Ziel: mehr Wertschöpfung, neue Lösungen
Der Regierungsrat will mit dieser Massnahme nicht nur mehr Unternehmen im Kanton Aargau ansiedeln, sondern die Qualität des Wirtschaftsstandorts stärken: Der Fokus der Aargauer Standortförderung liegt auf den im Kanton bereits stark präsenten Branchen wie etwa Life Sciences, Energietechnologie, Maschinenindustrie oder digitale Technologien. Die Unternehmen dieser Fokusindustrien bieten eine hohe Wertschöpfung und qualifizierte Arbeitsplätze. Zudem sind sie meist hoch innovativ und tragen mit neuen Lösungen in wichtigen Bereichen wie Gesundheit oder Energieeffizienz dazu bei, gesellschaftliche und ökologische Probleme zu lösen.
Auch bereits im Aargau ansässige Unternehmen können gewinnen, wenn mehr neue Unternehmen zuziehen, heisst es weiter: Diese ergänzen und stärken die bestehende Wirtschaftsstruktur und damit einhergehend das Innovationspotenzial eines Wirtschaftsstandorts. Auch können sie als Abnehmer für heimische Zulieferbetrieb interessant sein.
Zudem lanciert der Regierungsrat 2025 parallel zum vorliegenden Geschäft ein Programm zur Stärkung der regionalen Standortförderung im Kanton Aargau in den wirtschaftlichen Potenzialräumen. Dieses Geschäft wird dem Grossen Rat im Rahmen der Sammelvorlage für Verpflichtungskredite und Nachtragskredite 2025 im März 2025 unterbreitet. Das Programm unterstützt durch verschiedene Aktivitäten ansässige Unternehmen in ihrer Entwicklung.
Einst aus Greater Zurich Area ausgestiegen ,weil Nutzen zu gering war
Der Kanton Aargau war von 2007 bis 2010 bereits Mitglied bei der GZA, setzte die Probemitgliedschaft jedoch nicht fort, weil der Nutzen zu gering war, räumt die Regierung ein. Die GZA sei damals auf steueroptimierende Unternehmen ausgerichtet gewesen, für die der Kanton Aargau uninteressant gewesen sei.
Inzwischen fokussiere sich die GZA auf innovative Branchen, die im Kanton Aargau bereits stark vertreten sind. Zudem verfüge die Standortförderung heute im Vergleich zu damals über wesentlich grössere Erfahrung mit Ansiedlungsprojekten, sie hat das Dienstleistungsangebot erweitert und die Positionierung des Kantons verbessert. Der Regierungsrat ist deshalb überzeugt, dass eine erneute Mitgliedschaft einen hohen Nutzen verspricht.
Das Anhörungsverfahren dauert vom 6. Januar 2025 bis 6. April 2025.