So viel verdienen Kaderärzte am KSA

So viel verdienen Kaderärzte am KSA
Tabelle aus der regierungsrätlichen Antwort auf den Vorstoss Bircher/Hölzle.

In einer im November 2023 eingereichten Interpellation stellten Adrian Bircher, (GLP/Aarau, Sprecher), Daniel Hölzle (Grüne/Zofingen) Fragen zu den Kaderlöhnen im Kantonsspital Aarau (KSA). Sie erinnern darin daran, dass 2019 im KSA ein neues Lohnmodell für Kaderärzte eingeführt wurde. Ziel sei, Fehlanreize zu verhindern, variable Lohnbestandteile zu senken und wenn, dann am Gesamterfolg zu messen. Diese Änderungen entsprachen auch dem politischen Willen, schreiben die Interpellanten. Ein Interview des neuen KSA-VR-Präsidenten habe jetzt aber aufhorchen lassen.

Ein Grund zur Entlassung des KSA-CEO sei offenbar dessen mangelnde Durchsetzungskraft zur Beseitigung von "gewissen unerklärlich überdurchschnittlichen Löhnen" gewesen. Nun fragen die beiden Grossräte: "Wie haben sich die Vergütungen der KSA-Kaderärzte mit dem neuen Lohnmodell entwickelt? Welches ist die höchste Vergütung? Entspricht das besagte "neue Lohnmodell" den Vorstellungen des Regierungsrats?"

In ihrer jetzt vorliegenden Antwort verweist auch die Regierung auf das per 2019 im KSA eingeführte neue Lohnmodell, "geltend für sämtliche Chefärztinnen und Chefärzte sowie Leitenden Ärztinnen und Ärzte (nachfolgend Kaderärzte) ein". Ziel dieses neuen Lohnmodells sei die Vermeidung von direkten mengenbezogenen Entschädigungen und damit die Reduktion von Fehlanreizen für die Kaderärzte.

Aus einer Tabelle (vgl. ganz oben) ist die Entwicklung der Löhne der Kaderärzte ersichtlich, so der Regierungsrat. Zu beachten sei, dass diese Tabelle die effektiven Auszahlungen ausweist, die im jeweiligen Kalenderjahr entrichtet worden sind.

Lohnsumme pro Vollzeitstelle nahm seit 2018 um 8,2 Prozent ab

Im Kalenderjahr 2022 betrug die gesamte an Kaderärzte ausbezahlte Lohnsumme laut Regierungsantwort rund 64,5 Millionen Franken. Diese Summe umfasse neben dem Grundlohn auch die variablen Lohnbestandteile, Vergütungen aus Dienst- und Sachleistungen und weitere Vergütungen sowie insbesondere die vom Arbeitgeber geleisteten Sozialbeiträge inklusive Beiträge an die berufliche Vorsorge.

Im Kalenderjahr 2018 – dem letzten Jahr vor Inkrafttreten des neuen Lohnmodells – betrug die gesamte ausbezahlte Lohnsumme rund 60,8 Millionen Franken. Damit hat die ausbezahlte Summe seither um 6,1 % zugenommen. Aufgrund der Zunahme der Vollzeitäquivalente um 18 Einheiten beziehungsweise 16,1 % 3 von 5 bei den Kaderärzten hat die pro Vollzeitäquivalent ausbezahlte Lohnsumme allerdings um 8,2 % abgenommen.

Welches ist die höchste Vergütung?

Das KSA legt die jeweils höchste Gesamtvergütung seit dem Jahr 2019 in seinen Jahresberichten offen. Die in den jeweiligen Jahresrechnungen des KSA dargestellten Vergütungen seien im Gegensatz zu den ganz am Anfang im Text genannten Auszahlungen abgrenzungsbasiert und berücksichtigen ausschliesslich Gehaltsbestandteile, die vertraglich vereinbart sind sowie keine Zahlungen von Drittmitteln 1 enthalten.

Die Auszahlung gewisser Bestandteile wie zum Beispiel die variable Vergütung erfolgt nach dieser Methode im nächsten Kalenderjahr. Die Entwicklung der höchsten Gesamtvergütung der Kaderärzte ersichtlich. Die Arbeitgeberbeiträge für Sozialversicherungen und berufliche Vorsorge, die in der Regel zwischen 17–20 % der Lohnsumme liegen, sind in dieser Summe nicht enthalten.

Übersicht höchste Vergütungen der KSA-Kaderärzte gemäss Lohnsystematik, ausgewiesen in den Jahresberichten:

2018: 845 842 Franken. 2019 : 860 000 Franken. 2020 : 792'500. 2021: 762'500. 2022: 752 500 Franken.

Nachfolgend ist die Entwicklung der höchsten Gesamtvergütung der Kaderärzte inklusive der Lohnbestandteile, die über Drittmittel finanziert werden. Von dieser Finanzierungsart ist eine Person betroffen. Die Arbeitgeberbeiträge für Sozialversicherungen und berufliche Vorsorge, die in der Regel zwischen 17–20 % der Lohnsumme liegen, sind in dieser Summe nicht eingerechnet.

Jahr 2018: 1'118'673 Franken. 2019: 1'319'867 Franken. 2020: 956'759 Franken. 2021: 784'009 Franken. 2022: 763'562 Franken.

Aus der regierungsrätlichen Antwort geht auch die Entwicklung der ausbezahlten Drittmittel hervor. Für das Jahr 2018 stammen die Daten aus der Finanzbuchhaltung, für die restlichen vier Jahre aus der Lohnbuchhaltung. 2018: 0 (der Lohnanteil, der über Drittmittel finanziert wurde, ist aufgrund des Lohnsystemwechsels nicht eruierbar). 2019: 582'622 Franken. 2020: 285'641 Franken. 2021: 120'000 Franken. 2022: 120'000 Franken.

Das KSA erhält Zahlungen einer Universität für die jeweilige Professur eines Chefarztes, geregelt in einer Leistungsvereinbarung. Das KSA zahlt dem jeweiligen Chefarzt seinen Anteil mit dem Lohn aus.

Zur Frage, ob das "neue Lohnmodell" den Vorstellungen des Regierungsrats entspreche, anwortet dieser: Die Ausgestaltung der Vergütung des Personals liege in der Kompetenz des Verwaltungsrats und der Geschäftsleitung des KSA. Das per 1. Januar 2019 eingeführte neue Lohnmodell, geltend für sämtliche Kaderärzte, mit dem Ziel, direkte mengenbezogene Entschädigungen zu vermeiden und damit die Reduktion von Fehlanreizen für die betroffenen Kaderärzte: "Dieses Ziel entspricht den Vorstellungen des Regierungsrats. Das heute geltende Lohnmodell weist einen – verhältnismässig geringen – variablen Bestandteil auf.

Regierung: KSA soll attraktiver Arbeitgeber bleiben

Eine generelle Senkung der Kaderarztlöhne sei nicht das primäre Ziel des neuen Lohnmodells gewesen. Aus Sicht des Regierungsrats bestehe ein Interesse daran, dass das KSA ein attraktiver Arbeitgeber bleibt und marktkonforme Löhne entrichtet. Einerseits steht das KSA mit verschiedenen Institutionen des Gesundheitswesens inner- und ausserhalb des Kantons Aargau im Wettbewerb um geeignete Fachkräfte.

Ein mit den Wettbewerbern vergleichbares Lohnniveau stelle sicher, dass das KSA offene Stellen mit geeigneten Kandidatinnen und Kandidaten und innert nützlicher Frist besetzen kann. Andererseits verschlechtere sich die finanzielle Lage des KSA, wie auch der übrigen Spitäler in der Schweiz, zusehends. Vor diesem Hintergrund könne es sich das KSA nicht leisten, Löhne zu bezahlen, die deutlich über denjenigen vergleichbarer Institutionen liegen. Dies gelte "umso mehr, weil der Kanton Aargau im Jahr 2023 eine Finanzhilfe im Umfang von 240 Millionen Franken leisten musste, um das KSA vor dem Konkurs zu bewahren".

Der neue Verwaltungsrat des KSA gab im Rahmen der angestrebten Umstrukturierung des KSA im Herbst 2023 bekannt, die Höhe der Kaderarztlöhne in den Fokus zu nehmen und deren Senkung anzustreben. Es zeichnt sich ab, dass die Umsetzung dieses Projekts plangemäss erfolgen kann. Der Regierungsrat unterstützt alle notwendigen Bestrebungen des Verwaltungsrats, das Niveau der heute ausbezahlten Löhne für Kaderärzte massvoll zu reduzieren.