Was der römische Vicus in Baden preisgibt
Zusammen mit 24 Freiwilligen untersuchte die Kantonsarchäologie während drei Wochen im September Überreste des römischen Vicus von Baden. Freigelegt wurden sehr gut erhaltene Schichten, die neue Erkenntnisse zur römischen Siedlung Aquae Helveticae brachten. Dies teilt die Staatskanzlei mit.
Jedes Jahr führt die Kantonsarchäologie den Feldkurs durch, bei dem Freiwillige an einer Ausgrabung teilnehmen können und einen unmittelbaren Einblick in die archäologischen Tätigkeiten erhalten. Die inzwischen siebte Ausgabe des Feldkurses führte nach Baden, wo unter dem heutigen Parkplatz in den "Verenaäckern" die Reste von römischen Wohn- und Gewerbehäusern freigelegt wurden.
Hier war mit sogenannten Streifenhäusern zu rechnen
Aufgrund von Ausgrabungen in den 1970er- und 1980er-Jahren sowie Baggersondierungen von 2023 war bekannt, dass im Areal entlang der nach Vindonissa führenden Strasse mit sogenannten Streifenhäusern zu rechnen ist. Diese langrechteckigen dicht an dicht stehenden Häuser waren multifunktional: Hier arbeitete und wohnte man zugleich. Die Mauern der jüngeren römischen Steinbauten – wohl des ausgehenden 1. Jahrhunderts n. Chr. – kamen denn auch direkt unter dem heutigen Teerbelag und dessen Kieskoffer zum Vorschein.
Darunter zeigte sich die ältere Holzbauphase in geradezu idealtypischer Weise: eine gut erhaltene Abfolge von verschiedenen Kieskoffern, Lehmböden, Laufhorizonten, Nutzungsschichten und Bauhorizonten. Sie zeugt von einer regen Bautätigkeit in den strassenseitigen Gebäudeteilen. Eine mehrmals erneuerte, bodenebene Feuerstelle stand wohl in der zentralen Halle eines Hauses. Ob sich eine der Brandschichten mit der postulierten Brandschatzung Badens während des Vierkaiserjahres 69 n. Chr. in Verbindung bringen lässt, müssen künftige Untersuchungen zeigen.

Siedlung erstreckte sich weiter nach Westen erstreckte als vermutet
Der Einsatz der Freiwilligen ermöglichte detaillierte Vorabklärungen auf der grossen zentralen Baulandreserve in den "Verenaäckern", die mittelfristig überbaut wird. Die Resultate zeigen, dass sich die Siedlung weiter nach Westen erstreckte als bislang vermutet und dass die Steinbauten weiter in die Hinterhöfe ausgriffen als erwartet. Durch diese Erkenntnisse lässt sich die infolge der projektierten Grossüberbauung künftig nötige Ausgrabung optimal planen.
Der Feldkurs der Kantonsarchäologie beinhaltet nicht nur die Tätigkeit im Feld. Alljährlich vermitteln die Freiwilligen ihre Eindrücke auf der Ausgrabung in einem Blog auf der Webseite der Kantonsarchäologie. Sie gewähren dadurch einen persönlichen und authentischen Einblick in die Grabungstätigkeit der Kantonsarchäologie und das Freiwilligenprogramm.
Im Freiwilligenprogramm der Kantonsarchäologie können sich Freiwillige aktiv fürs archäologische Kulturerbe engagieren.
Freiwilligenprogramm – Kanton Aargau