SVP-Fraktion will Frühfranzösisch an den Kragen - weil es nicht die gewünschten Resultate erbringt

Mit einer neuen Motion (Sprecherin Stefanie Köpfli, Arni) will die Fraktion SVP des Grossen Rates den Regierungsrat beauftragen, die notwendigen gesetzlichen Grundlagen anzupassen, damit die zweite Fremdsprache erst ab einem späteren Zeitpunkt unterrichtet wird.

Die Fraktion begründet das so: Der heute früh einsetzende Unterricht der zweiten Fremdsprache in der Primarstufe (5. Klasse) habe in den vergangenen Jahren nicht die gewünschten Resultate erbracht. Mehrere wissenschaftliche Studien1 belegen zudem, dass ältere Schülerinnen und Schüler im schulischen Kontext Fremdsprachen effizienter lernen und Lernziele nachhaltiger erreichen als jüngere.

Ein Drittel bis zur Hälfte erreicht die Lernziele nicht

Die Praxis zeige: Ein Drittel, bis die Hälfte der Schülerinnen und Schüler erreichen die Lernziele gerade im Fach Französisch nicht, welches heute in der 5. Klasse als zweite Fremdsprache beginnt bis Ende der Primarstufe. Dies führe zu Frustration bei den Kindern, Mehrbelastung für die Lehrpersonen und Eltern sowie einer markant ineffizienten Nutzung der Unterrichtszeit.

Parallel dazu haben nationale Vergleichsstudien (z.B. PISA, Check-Tests) gezeigt, dass das Niveau der Deutschkompetenz der Schülerinnen und Schüler in den letzten Jahren besorgniserregend gesunken ist. Immer mehr Jugendliche verlassen die obligatorische Schule mit ungenügenden Fähigkeiten im Lesen und Schreiben. Dies sei nicht nur ein pädagogisches, sondern auch ein volkswirtschaftliches Problem.

Gewonnene Zeit für Deutsch und Mathematik verwenden

Die freiwerdenden Lektionen durch die spätere Einführung der zweiten Fremdsprache können gezielt für die Förderung in Deutsch und Mathematik verwendet werden. Eine solide Sprachkompetenz in der Erstsprache ist die wichtigste Grundlage für jedes weitere Lernen – auch für das erfolgreiche Erlernen von Fremdsprachen zu einem späteren Zeitpunkt. Die Verschiebung der zweiten Fremdsprache trage zudem dem Umstand Rechnung, dass Schülerinnen und Schüler in diesem Alter über eine grössere kognitive Reife sowie eine stabilere Basis in der Erstsprache Deutsch verfügen. Damit steigen Motivation, Lernfortschritt und Nachhaltigkeit des Fremdsprachenlernens.

Auch Erfahrungen aus der Englischdidaktik im Aargau zeigen laut der Motion, dass ein intensiver, etwas später einsetzender Unterricht zu höheren Leistungsniveaus führe als ein verfrühter, oberflächlicher Einstieg. Fazit der Motion: "Der Kanton Aargau soll die zweite Fremdsprache verschieben. Dies verbessert die Effizienz des Sprachunterrichts und verbessert andere Kompetenzen unserer Schülerinnen und Schüler – eine zentrale Voraussetzung für ihren schulischen und beruflichen Erfolg."