Regierungsrätlicher Aufruf zum Bettag - diesmal zum Thema Demokratie

Regierungsrätlicher Aufruf zum Bettag - diesmal zum Thema Demokratie
Die Aargauer Regierung in corpore. Foto: Michael Küng

Passend zur aktuellen Weltlage befassten sich die vergangenen Aarauer Demokratietage des Zentrums für Demokratie Aarau mit dem Thema Demokratie und Krieg: Kann Demokratie Kriege vermeiden? Wie kann man Demokratie vor Kriegen schützen? Welche Zukunft hat die Neutralität der Schweiz?, um nur einige der Fragen aus den Referaten und Panels zu nennen. Gleichzeitig richtete das Aargauer Kunsthaus eine vielbeachtete Ausstellung zum "Modell Neutralität" aus. Dies hält die Staatskanzeli in einer Mitteilung zum Bettag fest.

Die diesjährige, vom Kanton zusammen mit dem Bundesland Baden-Württemberg ausgerichtete Demokratiekonferenz am 23. und 24. Oktober 2025 in Aarau beleuchtet die Entwicklungsfähigkeit der Demokratie angesichts globaler Herausforderungen, wie der zunehmenden gesellschaftlichen Polarisierung, dem gesellschaftlichen Wandel und der weltweit zu beobachtenden Erosion demokratischer Institutionen.

Demokratiekanton - Demokratiestadt

Der Kanton Aargau wie auch die Stadt Aarau positionieren sich damit einmal mehr als "Demokratiekanton" beziehungsweise "Demokratiestadt". Solche Veranstaltungen sind wichtig, denn ein kontinuierlicher gesellschaftlicher Diskurs über Demokratie ist unerlässlich. Dieser Diskurs sei es, der eine freiheitliche Demokratie begründet, neue Impulse setzt und sie so am Leben hält, heisst es in der Mitteilung weiter.

Die Schweiz ist privilegiert: "Wir können uns auf demokratische, rechtsstaatliche und damit freiheitliche Prozesse verlassen. Ein funktionierender Staat auf höchstem Niveau sowie der Wohlstand in unserem Land ermöglichen vielen Menschen die weitgehend freie Gestaltung ihres Lebens. Wir leben in einer Zeit, in der nicht selten das Individuum anstelle einer Gemeinschaft im Zentrum steht, in der die Selbstoptimierung als das höchste anzustrebende Gut gilt und wir lieber den Rückzug ins Private anstreben, als uns für ein Kollektiv zu engagieren oder unsere politischen Rechte auszuüben."

Fragmentiert in unzählige und wechselnde Interessensgruppen

Die Gesellschaft ist fragmentiert in unzählige und wechselnde Interessensgruppen, mitunter gehen dabei Sinn und Sinnhaftigkeit verloren. Vieles halten wir für selbstverständlich und sind mit Kritik schnell zur Stelle. Als von den Weltkriegen verschontes Land sind die Erfahrungen von Entbehrung, Leiden und Krieg in unserem kollektiven Bewusstsein nicht sehr stark ausgeprägt. Wir können uns kaum vorstellen, dass es auch in der Schweiz ganz anders sein könnte, obwohl wir in und um Europa genügend Beispiele sehen: Menschenrechte, Demokratie, Rechtsstaatlichkeit sowie Presse- und Meinungsfreiheit sind fragil. Das macht sie so kostbar und schützenswert.

"Aufmerksamkeit, Anteilnahme, Respekt, Barmherzigkeit, Zivilcourage..."

In diesen unsicheren Zeiten biete der heutige Eidgenössische Dank-, Buss- und Bettag als offizieller, überkonfessioneller Feiertag eine gute Gelegenheit, darüber nachzudenken, wie Landeskirchen und weitere religiöse Institutionen gemeinsam mit Staat und Politik unsere Werte und Tugenden vergegenwärtigen können: Aufmerksamkeit, Anteilnahme, Respekt, Barmherzigkeit, Zivilcourage, Rücksichtnahme, Demut, Grosszügigkeit, Zurückstehen für andere sind Beispiele. Gerade die kirchlichen Institutionen haben hier viel zu bieten und einzubringen. Der Eidgenössische Dank-, Buss- und Bettag ist aber auch eine gute Gelegenheit, um den Wert der Demokratie zu würdigen, wie wir sie in der Schweiz jeden Tag erfahren dürfen, und um uns zu überlegen, was jede und jeder von uns zu einer funktionierenden Demokratie beitragen kann und wie wir sie gemeinsam weiterentwickeln können.

Die Kriegsreporterin und Autorin Carolin Emcke hat einmal gesagt: "Freiheit ist nichts, was man besitzt, sondern etwas, was man tut." Genauso verhält es sich mit der Demokratie, heisst es in der Mitteilung weiter: "Demokratie ist nichts, was man besitzt, sondern etwas, was man tut."

Mehr zum Thema

Der Regierungsrat und die Landeskirchen des Kantons Aargau geben jedes Jahr zum Eidgenössischen Bettag abwechselnd einen Aufruf an die Aargauer Bevölkerung heraus. In diesem Jahr hat der Aargauer Regierungsrat den Text des Bettagsmandats verfasst.