Regierungsrat legt Botschaft zu kantonaler Strategie energieAARGAU vor
Der Energiekanton Aargau zeichnet sich nicht nur durch eine hohe Dichte von Kraftwerkskapazitäten und Infrastrukturen für die Übertragung von Strom und Gas aus. Mit ansässigen Forschungsinstitutionen und Unternehmen weist er auch ein einzigartiges Cluster im Bereich der Energietechnologie auf. Dies teilt die Staatskanzlei mit. Es gelte, diese Chancen vermehrt zu nutzen, um einen entscheidenden Beitrag zur Lösung der gegenwärtigen und zukünftigen Herausforderungen für eine sichere Energieversorgung zu ermöglichen.
Die Revision der kantonalen Strategie energieAARGAU von 2015 soll demnach die in der Kompetenz des Kantons liegenden Weichen für eine sichere, nachhaltige Zukunft stellen. Der Regierungsrat hat nun die Botschaft zu energieAARGAU zuhanden des Grossen Rats beschlossen.
Gemäss kantonalem Energiegesetz (§ 13) erstellt der Regierungsrat eine Energieplanung für jeweils zehn Jahre, die vom Grosse Rat zu genehmigen ist. Die aktuelle kantonale Strategie energieAARGAU wurde Anfang Juni 2015 durch den Grossen Rat verabschiedet. Mit dem Pariser Klimaabkommen und dem Ukraine-Krieg kamen seither grundlegend neue Herausforderungen auf die Schweiz und den Kanton Aargau zu oder haben bestehende akzentuiert.
Die Abhängigkeit Europas und auch der Schweiz von russischem Erdgas hat Auswirkungen auf den Strom- und Wärmemarkt, auf die Treib- und Brennstoffpreise und letztlich auf die Versorgungssicherheit. Gleichzeitig erhöhe das fehlende Stromabkommen mit der EU die Systemrisiken für die Versorgungssicherheit, heisst es weiter. Eine Verteuerung und in letzter Konsequenz ein Mangel an Energie gefährdeten Wirtschaft und Gesellschaft. Gleichzeitig biete die Transformation Chancen für die zahlreichen im Energiekanton Aargau ansässigen Forschungsinstitutionen und Unternehmen im Bereich der Energietechnologie, mit dem Resultat einer gesteigerten inländischen Wertschöpfung und wettbewerbsfähigen Lösungen.
Auch unabhängig von der veränderten geopolitischen Lage haben sich verschiedene übergeordnete Rahmenbedingungen seit 2015 verändert – unter anderem die Ziele im Klimaschutz
31 Massnahmen werden vorgeschlagen
Die bestehende Strategie energieAARGAU habe sich grundsätzlich bewährt, die nun laufende Revision entwickle diese weiter, heisst es in der Botschaft. Für die Umsetzung werden 31 Massnahmen aus folgenden acht Handlungsfeldern vorgeschlagen: Stromversorgung; Wärme- und Kälteversorgung; Gebäude; Mobilität; Industrie und Gewerbe; Versorgungssicherheit, Innovation und Wertschöpfung; Koordination, Kommunikation und Bildung; Kanton und Gemeinden als Vorbild.
Mit ihnen sollen die folgenden fünf Hauptziele erreicht werden: Erhalt der marktbasierten Energieversorgungssicherheit, Ausbau der erneuerbaren Stromproduktion, Steigerung der Energieeffizienz, Kanton als Vorbild, Reduktion der energetischen Treibhausgasemissionen. Damit wird die energieAARGAU zu einem zentralen Instrument, um den Kanton weiterhin als führenden Energiekanton der Schweiz zu positionieren.
Anpassungen aufgrund der öffentlichen Anhörung
In der öffentlichen Anhörung zur Revision von energieAARGAU sind 115 Stellungnahmen eingegangen. Das verdeutlichtedie hohe Relevanz der kantonalen Energiepolitik für Gemeinden, Wirtschaft, Verbände und Bevölkerung, heisst es weiter. Insgesamt sei die Revision als notwendig und zeitgemäss beurteilt worden. Vision (siehe Box), Hauptziele, Handlungsfelder und Massnahmenpaket wurden mehrheitlich unterstützt. Gleichzeitig werden unterschiedliche Erwartungen geäussert, insbesondere bezüglich Priorisierung der Ziele, Finanzierung, Technologieoffenheit sowie Rollenverteilung zwischen Kanton, Gemeinden und weiteren Akteuren.
Verschiedene Massnahmen angepasst
Neben verschiedenen inhaltlichen Präzisierungen bei der Vision, den Hauptzielen und den Handlungsfeldern sowie Aktualisierungen an neue Rahmenbedingungen wurden aufgrund der Anhörungseingaben verschiedene Massnahmen angepasst oder ergänzt – beispielsweise in Bezug auf die Energieplanungen in den Gemeinden, die Energieeffizienz und die Dekarbonisierung im Gebäudesektor, die Dekarbonisierung im Mobilitätsbereich, die Unterstützung der Gemeinden bei der Erarbeitung von Eigentümerstrategien ihrer Energieversorgungsunternehmen sowie die Prüfung der künftigen Nutzung bestehender Kernkraftwerksstandorte.
In der Anhörung wurde zudem gefordert, die finanziellen Auswirkungen der Strategie energieAARGAU transparenter darzustellen. Sämtliche Massnahmen seien neu mit einer einheitlichen Kostenschätzung versehen und einem Hinweis über die Finanzierung.
Regierung: Handlungsbedarf bleibt hoch
Wie das Monitoring der Strategie vom Juli 2024 zeigte, bleibe der Handlungsbedarf hoch. Dies hat zur Folge, dass sich der Energiekanton Aargau in seiner Strategie energieAARGAU ambitioniertere Ziele setzen muss, um mit den energie- und klimapolitischen Zielen des Bundes Schritt halten zu können. Die Strategie energieAARGAU gebe dem Kanton ein wirkungsvolles Steuerungsinstrument, um den Umbau des Energiesystems vorausschauend und koordiniert zu gestalten. Der Erhalt der Versorgungssicherheit im Energiebereich stehte dabei im Zentrum. Gleichzeitig muss die Strategie die richtige Flughöhe und die nötige Flexibilität aufweisen, um auf die kommenden Auswirkungen der zahlreichen noch hängigen energiepolitischen Geschäfte auf Bundesebene agil reagieren zu können.
Erste Schätzung von Kosten und Wirkung
Darüber hinaus hält die Planung neu Zeitrahmen, messbare Ziele und klar zugeteilte Verantwortlichkeiten für die Umsetzung der Massnahmen fest. Eine erste Schätzung von Kosten und Wirkungen wird ebenso auf Ebene Massnahmen ausgewiesen. Mit der Strategie energieAARGAU schafft der Kanton Aargau die Basis für eine sichere und wirtschaftliche Energiezukunft. Sie schafft auch Voraussetzungen, damit Gelder vom Bund, namentlich die Rückerstattung der CO2-Abgabe für Investitionen in energetische Massnahmen bei Gebäuden, Beiträge für den Zubau von Produktionskapazitäten und Mittel aus dem Klima- und Innovationsfonds in Aargauer Haushalte und Unternehmen fliessen.
Der Regierungsrat hat die Botschaft zur revidierten Strategie energieAARGAU zuhanden des Grossen Rates in seiner Sitzung vom 5. November 2025 beschlossen. Er ist überzeugt, "dass der vorliegende, aufgrund der öffentlichen Anhörung angepasste Vorschlag eine gute Basis bildet, um die grossen Herausforderungen in der Energie- und Klimapolitik zu meistern".
Die Behandlung des Geschäfts im Grossen Rat ist für Anfang 2026 geplant.
Hinweis: die Vision der revidierten Strategie energieAARGAU
"Der Kanton Aargau setzt sich ein für eine ausreichende, breit gefächerte, sichere, wirtschaftliche, umweltverträgliche Energieversorgung sowie für einen sparsamen und rationellen Energieverbrauch. Als Energiekanton nimmt der Kanton eine aktive Rolle ein, stärkt die Innovationskraft und tritt ein für technologieoffene Rahmenbedingungen, um die Versorgungssicherheit zu gewährleisten. Der Kanton fördert den Dialog mit Wissenschaft, Wirtschaft und Gesellschaft. Der Kanton mit seinen Behörden und die Gemeinden setzen sich für die Erreichung der Energie- und Klimaziele ein."
Botschaft an den Grossen Rat: GR 25.325(öffnet in einem neuen Fenster