Kein Kulturgeld vom Kanton für Odeon Brugg: Grossräte laufen Sturm

Kein Kulturgeld vom Kanton für Odeon Brugg: Grossräte laufen Sturm
Jürg Baur, einer der Interpellanten. Foto: Michael Küng

In einer Interpellation stellen Martin Brügger, SP, Brugg (Sprecher), Jürg Baur, Mitte, Brugg, Reto Wettstein, FDP, Brugg, Markus Lang, GLP, Brugg, Julia Grieder, Grüne, Brugg, Dr. Titus Meier, FDP, Brugg, Luzia Capanni, SP, Windisch, Dr. Leandra Kern Knecht, GLP, Windisch, Edith Saner, Mitte, Birmenstorf, Andreas Fischer Bargetzi, Grüne, Möhlin, Alain Burger, SP, Wettingen, viele Fragen zum Entscheid "Leuchtturm" Kulturförder-Beitrag ans Odeon Brugg.

Das Odeon Brugg stehe seit Jahrzehnten für ein grosses/grossartig breites und sehr gefragtes Kulturangebot im Aargau, schreiben die Grossräte. Doch der Kanton hat kürzlich den Entscheid gefällt, dem Odeon den Status eines Leuchtturms nicht zuzubilligen und damit dem Kulturhaus den entsprechenden Beitrag an die Betriebskosten nicht zu gewähren. Offenbar war laut Medienbericht des Regierungsrats der Grund dafür, «dass die mindestens kantonale Ausstrahlung der Institution als Ganzes nicht in ausreichen dem Mass und nicht für alle Aktivitätsbereiche vorhanden ist…».

Der Regierungsrat sei der Empfehlung der Kommission für Kulturfragen gefolgt. In diesem Zusammenhang stellen die Interpellanten dem Regierungsrat folgende Fragen:

1. Ist sich der Regierungsrat bewusst, dass keine der bisher bedachten Institutionen ein solch breites Angebot wie das Odeon verfügt? (Bühne/Kleinkunst/Cabaret, Lesungen, Kindertheater, Musik/Konzerte aller Stilrichtungen, Kino, Tagungsort, Bar, Mittagstisch, Podiumsdiskussionen, spezielle Angebote für Schülerinnen und Schüler und für Seniorinnen und Senioren… etc.)

2. a) Hat der Regierungsrat realisiert, dass das Odeon über ein Kinoangebot verfügt, welches in der Schweiz seinesgleichen sucht und dass das Odeon insbesondere schweizweit einer der grössten Anteile von Schweizer Filmen zeigt? b) Ist dem Regierungsrat bewusst, dass insbesondere für die sogenannten «Studiofilme» (in Ori ginalsprache!) Menschen aus dem ganzen Kanton Aargau und den benachbarten Kantonen nach Brugg reisen? c) Ist dem Regierungsrat bewusst, dass im Odeon viele Filmpremieren stattfinden – insbeson dere von Schweizer Filmen und Themen-Filmanlässe mit eidgenössischer Ausstrahlung (Thema tische Filmreihen/Filmnächte/Retrospektiven/begleitete Filmpremieren/Nationale und Internatio nale Zusammenarbeiten…etc.)

3. Hat der Regierungsrat realisiert, dass dem Odeon der Heimatschutzpreis 2024 verliehen wurde – wie die Jury ausführte – für das reichhaltige kulturelle Schaffen im Kanton Aargau und für den Kanton Aargau?

4. Hat der Regierungsrat realisiert, dass insbesondere in der Aufbauphase für dieses grosse Kulturangebot sehr viel Energie/Ressourcen und Geld von Privaten und von Vereinsmitgliedern in das Projekt investiert wurde und immer noch viel Fronarbeit geleistet wird…? Und dass auch die Standortgemeinde Brugg ihren beachtlichen Betriebsbeitrag noch erhöht hat?

5. Ist sich der Regierungsrat bewusst, dass das Odeon nebst dem Engagement als Veranstalter auch Gastgeber ist für viele Veranstaltungen, die ohne das Odeon kaum durchführbar wären – z. B. die Filmfestivals Brugger Dokumentarfilmtage, «Brugggore» und «We will See», die interna tionalen Literaturtage mit der Stadt Rottweil, «Kulturbrugg» etc. etc.

6. a) Wie kommt es, dass die Kommission für Kulturfragen ohne Rückfragen ein Entscheid gefällt hat? (Es hat ein Besuch stattgefunden, der Punkt, der zur Absage führte, wurde aber offenbar nicht thematisiert.) b) Warum wurde dem Odeon hinsichtlich des Entscheids und der angewendeten Kriterien keine Replik gewährt? c) Ist der Regierungsrat überzeugt, dass die achtköpfige Kommission, welche aus Mitgliedern besteht, die zu einem grossen Teil aus den Bezirken Aarau, Baden oder von ausserkantonal kommen, die überregionale Leuchtkraft des Odeon Brugg umfassend erfasst hat?

7. Ist sich der Regierungsrat der Bedeutung des Odeons für die Standortattraktivität einer kantonal definierten Wachstumsregion bewusst? Insbesondere für eine starke/wachsende Wirtschafts- und Bildungsregion mit einem Fokus auf Forschung und Entwicklung, MEM-Branche und Bildung (mit dem Paul-Scherrer-Institut (PSI) und der Fachhochschule Nordwestschweiz (FHNW)). Ist sich der Regierungsrat bewusst, dass die Attraktivität als Arbeits- und Wohnort für gesuchte Fachkräfte durchaus auch mit einem Kulturangebot in der Region zusammenhängen kann?

8. Zuletzt wird der Regierungsrat gefragt, was das Odeon überhaupt noch mehr machen kann und muss, damit man ihm attestieren kann, mindestens kantonale Ausstrahlung der Institution als Ganzes ausreichend und über alle Aktivitätsbereiche zu erfüllen?