Kantonsweites Quell-Inventar liegt vor

Kantonsweites Quell-Inventar liegt vor
Eine Quelle in Mellingen. Foto: M. Rutishauser/ZVG/Pro Natura

Quellen sind besondere Lebensräume. Bis vor Kurzem wusste man nicht, wo die letzten natürliche Quellen im Aargau noch sprudeln. Nach mehrjähriger Arbeit mit 150 Freiwilligen haben Pro Natura Aargau, der Kanton Aargau und der Jurapark das kantonsweite Quell-Inventar abgeschlossen. Die Resultate sind bedenklich, wie Pro Natura Aargau in einer Mitteilung schreibt.

 Vorweg zu einzelnen Regionen:

•            Reusstal: Im Reusstal haben wir an den Abhängen des Reussufers noch einige natürliche Quellen gefunden. Die grössten noch vorhandenen Quell-Lebensräume fanden sich in Schutzgebieten, so etwa in einem Waldreservat (Foto auf Anfrage) und im kantonalen Schutzgebiet Haldematt in Lunkhofen.

•            Fricktal: In Ihrem Gebiet finden sich besonders schöne und grosse Quellen in der Gemeinde Wittnau.

•            Brugg: Die Quelle von nationaler Bedeutung, die wir nachweisen konnten, befindet sich in einem abgeschiedenen Waldstück im Bezirk Brugg.

•            Beachtlich: Mit dem kantonsweiten Quell-Inventar ist der Kanton einer der ersten schweizweit, der eine kantonsweite Kartierung abschliessen konnte. 

 Und hier die Resultate aus der Kartierung

Das Inventar hat laut Pro Natura umfangreiche, aber auch bedenkliche Resultate hervorgebracht. 

  • Nur noch 10% der Quellen befinden sich in natürlichem Zustand und 10% sind beeinträchtigt. 77% sind gefasst oder verschwunden (Datensatz: 7600 kartierte Standorte und 8300 vorgängig bekannte Quellfassungen). Da aber zahlreiche Quellfassungen nicht bekannt sind, ist der Anteil an natürlichen Quellen noch um einiges kleiner einzuschätzen. Der Quellforscher Jens Zollhöfer schätzte fürs das Mittelland einen Restbestand von 1% der natürlichen Quellen.
  • Die natürlichen und beeinträchtigen Quell-Lebensräume befinden sich grösstenteils im Wald (82%). Im Offenland sind sie sehr selten geworden (17%) und aus den Siedlungen praktisch ganz verschwunden (1%).
  • Aus den noch vorhandenen natürlichen Quellen fliesst oftmals nur noch wenig Wasser (Schüttung < 1 L/sec). Der Klimawandel wird die Situation weiter verschlechtern.
  • Die vorgefundenen Quell-Lebensräume sind oftmals klein und unscheinbar.

Selten und bedroht

Ein sehr grosser Anteil der natürlichen Quell-Lebensräume im Aargau ist bereits verschwunden, der Klimawandel wird diesen Trend weiter fortführen. Dies hat auch negative Auswirkungen auf die Quellfauna, die teilweise isoliert ist. Entsprechend wichtig ist es nun, die verbliebenen Quellen zu schützen und aufzuwerten. 

Quellen erhalten und wiederbeleben

Pro Natura Aargau engagiert sich auch weiterhin für die Quellen. So werden wir weitere Quellen revitalisieren und aufwerten. Aktuell suchen wir insbesondere im Offenland nach Möglichkeiten Quellen aufzuwerten. Ebenso wichtig ist die Information über diese kleinräumigen und unscheinbaren Lebensräume. Daher werden wir den Kanton bei der Ausbildung des Forstpersonals unterstützen.

 


Tipps für den Quellenschutz

  • Den sensiblen Quellbereich von Störungen (z.B. Abfall, Nährstoffen, Viehtritt, Fahrspuren, Besuchern, Nadelbäumen, Bauwerken usw.) freihalten
  • Aufgegebene Quellfassungen zur Renaturierung zur Verfügung stellen. Wir unterstützen Sie gerne dabei.
  • Quellen, etwa im Rahmen von Nutzungsplanungen, unter Schutz stellen
  • Den Wasserverbrauch reduzieren
  • Auf diesen vergessenen Lebensraum aufmerksam machen