In Rütihof steht jetzt die weltweit grösste Gewächshaussolaranlage

In einem Gewächshaus der Firma Meier Gemüse AG in Rütihof / Baden wurde in den vergangenen Wochen eine neuartige Solaranlage installiert, die auf einer innovativen Filtertechnologie basiert. Dabei werden die Lichtwellen, die zur Stromerzeugung genutzt werden, gezielt herausgefiltert und auf ein Solarpanel umgeleitet, während das für das Pflanzenwachstum relevante Licht ungehindert ins Gewächshaus gelangt. So lassen sich Tomaten anbauen und gleichzeitig erneuerbare Energie erzeugen – ohne Einbussen beim Ertrag. Die Anlage wurde am Donnerstag den Medien vorgestellt.
Der Ausbau der erneuerbaren Energien ist ein zentrales Element der kantonalen Energiestrategie, um das Netto-Null-Ziel 2050 zu erreichen und die Versorgungssicherheit zu stärken. Die 2021 lancierte Solaroffensive des Regierungsrats setzt dabei gezielt auf Information, Bildung, die Nutzung kantonseigener Flächen sowie die Unterstützung innovativer Testanlagen. Ein aktuelles Beispiel dafür ist die durch den Kanton mit 50'000 Franken unterstützte Solaranlage des Start-ups Voltiris in einem Gewächshaus der Firma Meier Gemüse AG im aargauischen Rütihof.
So geht es: ungenutztes Lichtspektrum für Stromerzeugung
Das Schweizer Start-up Voltiris hat die Photovoltaik-Module speziell für den Einsatz in der Landwirtschaft entwickelt. Diese machen sich zunutze, dass Pflanzen für die Photosynthese lediglich rotes und blaues Licht benötigen. Die übrigen Teile des Lichtspektrums werden durch eigens entwickelte Filter reflektiert und zur Stromerzeugung verwendet. Ruedi Meier, Inhaber der Meier Gemüse AG, zeigte sich an der Vorstellung der Anlage vor den Medien überzeugt von der Innovation: "Wir sind stolz darauf, dieser vielversprechenden Technologie eine Chance zu geben – denn ihre tatsächliche Leistungsfähigkeit zeigt sich erst im praktischen Einsatz." Das paase zu ihrem Credo "nachhaltig - effizient - natürlich".
Ziel: Nachhaltigkeit, weg von fossilen Brennstoffen
Besonders am Ganzen ist auch, dass es für die Anlage innerhalb des Gewächshauses keiner Baubewilligung bedurfte. Vor den Journalisten sagte Meier, dass die Anlage, die bisher rund 20 Prozent der möglichen Fläche nutzt, 5 bis 10 Prozent des Strombedarfs abdeckt. Seine Vision ist, langfristig auf fossile Energie (er nutzt Erdgas zur Beheizung) verzichten zu können. Das sei aber noch ein langer Weg.

Neue Technologie "Made in Switzerland"
Durch die konkave Anordnung des Filters wird das Licht gezielt gebündelt, so dass es mit der vierfachen Intensität auf das Photovoltaik-Modul trifft. Dadurch wird ein deutlich höherer Energieertrag erzielt als bei herkömmlicher Sonneneinstrahlung. Dominik Blaser, Chefproduktingenieur und Mitgründer von Voltiris, erläuterte dazu: "Als Schweizer Startup sind wir stolz, dass die erste und weltweit grösste Anlage mit unserer Spektral-AGRI-PV Anlage hier im Kanton Aargau ihren Betrieb aufgenommen hat. Wir sind überzeugt, dass sich die Anlage auch in der Praxis bewähren und erfolgreich sein wird. Es ist der Aufbruch in eine neue Zukunft mit neuen Möglichkeiten für die Gewächshausbetreiber." Ein weiterer Vorteil ist, dass diese Module innerhalb von Gewächshäusern funktionieren. Herkömmliche Photovoltaikanlagen können bei Gewächshäusern nicht eingesetzt werden, da sie Schatten abwerfen.
Die Anlage in Rütihof ist die weltweit grösste mit der von Voltiris entwickelten Technologie. Sie erstreckt sich auf einer Fläche von rund einem Hektar. Rund 1'730 Solarpaneele, deren Fläche ungefähr der Fläche von 17 Einfamilienhausdächern entspricht, liefern rund 234 kW Strom. Zur Optimierung der Energieproduktion nutzen die Module eine zweiachsige Nachführung, um der Sonne den ganzen Tag über zu folgen, also von früh am Morgen bis in den Abend. Dies liefert eine stabile und konstante Energieleistung, die ideal für den Eigenverbrauch ist.

Dieth: Vorzeigeprojdekt schweizweit auf neuen Wegen
Landwirtschaftsdirektor Markus Dieth zeigte sich an der Eröffnung beeindruckt von der neuen Technologie im Gewächshaus: "Das ist ein Vorzeigeprojekt in einem beispielhaften Betrieb, der schweizweit neue Wege beschreitet und dabei wichtige Erkenntnisse gewinnt. Erkenntnisse, von denen viele weitere Unternehmen profitieren werden. Ich bin stolz, dass solch wegweisende Innovationen im Kanton Aargau entstehen."
Die Solaroffensive bringe die Energiewende konkret voran – mit innovativen Lösungen, die gleichzeitig Mehrwert für Umwelt, Wirtschaft und Gesellschaft schaffen. Die vorliegende Anlage zeige beispielhaft, so Dieth weiter, "wie Landwirtschaft und Energieproduktion sinnvoll kombiniert werden können".