Fachhochschule: Standort Brugg-Windisch wuchs am stärksten

Fachhochschule: Standort Brugg-Windisch wuchs am stärksten
Der FHNW-Standort Brugg-Windisch.

Der Kanton Aargau hat den Bericht der Interparlamentarischen Kommission der Fachhochschule Nordwestschweiz (IPK FHNW) mit der Berichterstattung der Fachhochschule Nordwestschweiz für das Jahr 2024 sowie zur gesamten Leistungsauftragsperiode 2021–2024 publiziert.

Bei einem Gesamtaufwand von 526,441 Mio. Franken schliesst die FHNW per 31.12.2024 demnach mit einem Aufwandüberschuss von 11,518 Mio. Franken ab. Der Verlust liegt damit laut Mitteilung leicht unter Budget (12,611 Mio.). Das Eigenkapital reduzierte sich per Ende 2024 von 19,795 Mio. auf 8,277 Mio. Franken. Kumuliert reduzierte sich das Eigenkapital gegenüber der Leistungsauftragsperiode 2018–2020 von 22,233 Mio. auf 8,277 Mio. um insgesamt 13,955 Mio. Franken.

Kommission sieht im schmelzenden Eigenkapital ein grosses Risiko

Die IPK FHNW reagiert besorgt auf diese Entwicklung und sieht im schmelzenden Eigenkapital ein grosses Risiko. Ein Teil der Kommission sieht die Lösung dieses Trends in einer strikteren Ausgabenkontrolle und der Rückbesinnung der FHNW auf ihren Kernauftrag.

Weitere Kommissionsmitglieder weisen laut Mitteilung auf eine wichtige Neuerung in der aktuellen Leistungsauftragsperiode hin. In dieser beteiligen sich die Trägerkantone zu 50 % am teuerungsbedingten Lohnaufwand, was entsprechend den für das Schrumpfen des Eigenkapitals hauptursächlichen Grund – die Teuerung zwischen 2020 und 2024 – entschärfe.

14 000 Studierende

Am 15. Oktober 2024 waren 13'984 Studierende an der FHNW in den 34 Bachelor- (11’244 Studierende) und 23 Masterstudiengängen (2’740 Studierende) immatrikuliert. Im Vergleich zum Jahr 2020, dem letzten Jahr der Leistungsauftragsperiode 2018–2020, entspricht dies einem Anstieg von 6,3 % nach Personen (2020: 13'161 Studierende). Bei den Neueintritten konnte die positive Trendwende (+4,3 % gegenüber 2023) vom Vorjahr fortgesetzt werden. Auch insgesamt nahmen die Neueintritte in der abgelaufenen Leistungsauftragsperiode im Vergleich zur letzten Periode zu (+6,5 % gegenüber 2020).

Dies sei besonders positiv hervorzuheben, da nach einem Anstieg der Neueintritte 2020 (4'143 neue Studierende), die Neueintritte 2021 und 2022 teilweise stark zurückgingen (2021: 3'933 und 2022: 3'809). Die FHNW führt diese positive Entwicklung auf die Aktualisierung ihres Portfolios sowie gezielte Marketingkampagnen zurück.

Standort Brugg-Windisch galt früher manchen als Sorgenkind

In den letztjährigen Berichterstattungen der IPK FHNW an die Parlamente der Trägerkantone wurde oft der Standort Brugg-Windisch als Sorgenkind genannt, der mit rückläufigen Studierendenzahlen zu kämpfen hat. Es freut die Kommission, dass sich der generelle Anstieg an Neueintritten besonders auch an diesem Standort manifestierte.

Mit einem Wachstum von 11,4 % gegenüber der letzten Leistungsauftragsperiode wuchs Brugg-Windisch am stärksten. Ebenso entwickelten sich die Standorte im Kanton Solothurn (+8,5 %) und der Standort Muttenz (+5,8 %) positiv. Einzig die Standorte im Kanton Basel-Stadt verzeichneten 0,8 % weniger Neueintritte als in der letzten Leistungsauftragsperiode, was gemäss FHNW auf die strikten Zulassungsbeschränkungen der beiden dort ansässigen Kunsthochschulen zurückzuführen sei.

Bei der Ausbildung liegen die Durchschnittskosten mit CHF 29'100 pro FTE 2 % über den Vorgaben des Leistungsauftrags (CHF 28'500) und 5,8 % über dem Wert per Ende 2020 (CHF 27'500). Gemäss FHNW sind teuerungsbedingte Lohnentwicklungen für das Nichterreichen der Zielvorgabe verantwortlich.

Indexiere man den Vorgabewert mit den relevanten Teuerungen (2021: 0%; 2022: 0,9 %; 2023: 3,3 % und 2024: 1,7 %) steige der Vorgabewert auf CHF 30'200 pro FTE, womit dieser wieder eingehalten würde. Für die IPK FHNW ist diese Begründung für die formelle Nichterreichung des Ziels nachvollziehbar. Die IPK FHNW zeigt sich zufrieden mit der Entwicklung der FHNW im Rahmen der Vorgaben des Leistungsauftrags für die Leistungsauftragsperiode 2021–2024. Erfreulicherweise konnten die Einnahmen aus Drittmitteln gesteigert werden.

Hohe Anzahl praxisnaher Projekte

Als Indiz für eine enge Vernetzung zwischen Wirtschaft und Gesellschaft sieht die Kommission die hohe Anzahl praxisnaher Projekte. Allein 2024 konnten CHF 69,4 Mio. aus Forschungsprojekten (1'348 Projekte) mit Praxispartnern und CHF 8,9 Mio. aus Dienstleistungsprojekten (404 Projekte) generiert werden. Neben der positiven Entwicklung der Einnahmen aus Drittmitteln nahm die Kommission laut Mitteilung besonders die Entwicklung der Studierendenzahlen erfreut zur Kenntnis. Diese wird auf die Erneuerung des Hochschulportfolios zurückgeführt und es lasse sich feststellen, dass die FHNW das Ziel der Attraktivitätssteigerung erfüllt habe.

Diskussion in Kommission über Diversity und Nachhaltigkeit

Im Zusammenhang mit der bereits erwähnten Entwicklung des Eigenkapitals sieht ein Teil der Kommission den steigenden Personalaufwand kritisch. Ebenso wird moniert, dass sich die FHNW oder einzelne Hochschulen bei Themen wie Diversity und Nachhaltigkeit engagieren, anstatt sich auf ihren Kernauftrag zu konzentrieren und politische Neutralität zu wahren.

Im Zusammenhang mit den gestiegenen Durchschnittskosten werden vor allem die rückläufigen Zahlen bei Berufsmaturitätsabschlüssen mit Sorge betrachtet. Das führe zu einem schrumpfenden Potential für die FHNW: Um allerdings die Entwicklung der Durchschnittskosten positiv zu gestalten, sei die FHNW weiterhin auf Wachstum angewiesen.

Kommission nimmt Geschäftsbericht einstimmig zur Kenntnis

Die IPK FHNW nimmt den Geschäftsbericht mit 17:0 Stimmen ohne Enthaltungen zur Kenntnis. Sie beantragt einstimmig mit 16:0 Stimmen bei 1 Enthaltung, wie folgt zu beschliessen.

1. Der Bericht der FHNW über die Erfüllung des Leistungsauftrags 2021–2024 wird genehmigt.

  1. Der Beschluss unter Ziffer 1 steht unter dem Vorbehalt, dass die Parlamente der Kantone Aargau, Basel-Landschaft, Basel-Stadt und Solothurn im gleichen Sinne entscheiden.

Das Geschäft geht jetzt in den Grossen Rat des Kantons Aargau.