Budgetdebatte: auch Bildung Aargau protestiert gegen vorgeschlagene Kürzungen

Der Kanton Aargau will trotz prall gefüllter Kassen bei der Bildung sparen – und damit dort kürzen, wo Investitionen den höchsten gesellschaftlichen Mehrwert schaffen. Dies schreiben Bildung Aargau und der Verband Schulleitungen Aargau (VSLAG) in einer Mitteilung. Sie verurteilen die geplanten Sparmassnahmen scharf. "Sie bedeuten einen deutlichen Rückschritt in der Bildungsqualität und gefährden die Attraktivität des Kantons als Arbeitgeber und Wohnort", schreiben die beiden Verbände.

Grünliberale gegen 90-Millionen-Kürzungen im Budget und 8%-Steuerfusssenkung
Eine knappe Mehrheit der grossrätlichen Kommission für Aufgabenplanung und Finanzen (KAPF) beantragt bedeutende Kürzungen über das gesamte Budget 2026 sowie eine hohe Senkung des Steuerfusses. Die Grünliberalen Aargau lehnen die von der KAPF-Mehrheit geforderten Budgetkürzungen von mindestens 90 Millionen Franken “sowie die überrissene Senkung des Steuerfusses um 8 Prozentpunkte entschieden


Besonders unverständlich sei der geplante Abbau bei der Zusatzkomponente 1, die sozial und sprachlich benachteiligte Kinder unterstützt, sowie bei den DaZ-Lektionen (Deutsch als Zweitsprache). Gerade jetzt, wo der Kanton in die frühe Förderung investieren will und Kinder vor dem Kindergarten gezielt sprachlich vorbereiten möchte, werde dort gespart, wo Sprachförderung beginne, jeiheisst es weiter. Das beisse sich – und sei völlig unverständlich.

Politik hält an Staatsquote fest
Während selbst die Regierung die Sparidee ablehnt, halte die Politik an einer Zahl fest, die längst zum Mythos geworden sei: den ominösen 90 Millionen. Weder Herkunft noch Ziel dieser Zahl seien klar – die Folgen aber sehr real. Schulen sollen kürzen, obwohl genügend Reserven vorhanden seien. Das Finanzpolster des Kantons beträgt über 1,1 Milliarden Franken – und gleichzeitig seien Steuersenkungen von 5 bis 8 Prozent geplant.

Grossratskommission empfiehlt das Budget 2026 mit bedeutenden Kürzungen zur Annahme
Die grossrätliche Kommission für Aufgabenplanung und Finanzen (KAPF) beantragt Kürzungen über das gesamte Budget 2026 sowie in den Planjahren 2027–2029. Eine knappe Mehrheit der KAPF fordert zudem eine tiefere Lohnanpassung für Kantonsangestellte und Lehrpersonen sowie eine höhere Senkung des Steuerfusses. Die vom Regierungsrat beantragten Verpflichtungs- und Nachtragskredite wurden mit

Investitionsstau bei der Infrastruktur, steigender Druck auf Lehrpersonen, zunehmender Fachkräftemangel: Der Kanton riskiere, seinen Bildungsauftrag zu verspielen – und damit seine Zukunftsfähigkeit. Es drohten Zustände, wie sie in anderen Ländern bereits infolge von Sparmassnahmen Realität geworden sind, befürchten die beiden Verbände. Eine Vorreiterrolle, die der Aargau wohl kaum anstreben möchte.

"Wer in der Bildung spart, spart an der Zukunft"

«Wer in der Bildung spart, spart an der Zukunft. Dass nun ausgerechnet bei der Sprachförderung und bei benachteiligten Kindern gespart werden soll, ist absurd. Wir haben in den letzten Jahren die Zähne zusammengebissen – in der Hoffnung, dass bessere Zeiten auch bessere Bedingungen bringen. Jetzt, wo das Geld da wäre, kommt der nächste Sparhammer. Das ist ein Schlag ins Gesicht aller Bildungsschaffenden», so Colette Basler, Präsidentin von Bildung Aargau.

SP und Grüne wehren sich gegen “Kürzungswut trotz voller Kassen”
SP und Grüne wehren sich gegen die von der Kommission für Aufgabenplanung und Finanzen (KAPF) vorgeschlagenen Kürzungen im Budget 2026. Trotz voller Kassen “will eine knappe Mehrheit der Kommission rund 80 Millionen Franken kürzen und gleichzeitig 160 Millionen Franken als Steuergeschenke verteilen”, teilen die beiden Parteien mit. Das sei unverantwortlich


«Lehrpersonen und Schulleitungen brauchen Zeit und Ressourcen für guten Unterricht – keine symbolischen Kürzungen und bürokratischen Bremsen. Gute Bildung entsteht durch Vertrauen und Investitionen, nicht durch Angst und Rotstift. Meine Schulleitungskollegen und ich wissen oft jetzt schon nicht mehr, wie wir Lehrpersonen für den zunehmend unattraktiven Job gewinnen sollen», sagt Fabian Schnyder, Co-Präsident des VSLAG.

Grosser Rat soll Sparmassnahmen stoppen

Bildung Aargau und der VSLAG fordern den Grossen Rat auf, die geplanten Sparmassnahmen zu stoppen. Der Kanton muss in Qualität, Chancengerechtigkeit und attraktive Arbeitsbedingungen investieren – sonst verliere er das Fundament seines Erfolgs. Denn teurer als Bildung sei nur eines: keine Bildung.
Und während eine verdiente Lohnerhöhung für Lehrpersonen ohnehin schon zum Wunschtraum geworden sei, soll nun auch noch bei den Ressourcen gespart werden. Wer so handelt, sende ein klares Signal: "Bildung hat im Aargau keinen Preis – und offenbar auch keinen Wert."