16 Jahre jung - reif genug für Abstimmungen und Wahlen?

16 Jahre jung - reif genug für Abstimmungen und Wahlen?
Im Bild Wahlplakate für die letzten Grossratswahlen. Foto: MKU

Sind 16-Jährige bereit für Politik? Sind sie im Vergleich zu jungen Erwachsenen reif genug, politische Entscheide zu treffen? Trauen sie sich politische Entscheidungen zu? Wie oft informieren sie sich über politische Themen? Eine neue Studie des Zentrums für Demokratie Aarau (ZDA) gibt Antworten.

Die Debatte über das Wahlalter ab 16 Jahren gewinnt in Europa zunehmend an Bedeutung und wirft wichtige Fragen zur politischen Reife von Minderjährigen auf. In politischen Debatten wird unter anderem das Argument vorgebracht, dass 16- und 17-Jährige noch nicht reif genug seien, um politisch mitzubestimmen. Interessant ist diese Studie auch vor dem Hintergrund einer kürzlichen Volksabstimmung im Kanton Aargau, in der eine Initiative, die das Stimmrechtsalter 16 forderte, abgelehnt worden ist (vgl. dazu ganz unten).

Jugendliche und junge Erwachsene im Vergleich

Die Studie des Zentrums für Demokratie Aarau untersucht die politische Reife junger Schweizer Bürgerinnen und Bürger im Alter zwischen 16 und 25 Jahren. Es zeige sich, heisst es dazu in einer Mitteilung des ZDA: 16- und 17-Jährige sind politisch ähnlich reif sind wie die Vergleichskategorie der 18- bis 25-Jährigen. Die Untersuchung basiert auf einer repräsentativen Umfrage unter 4’000 jungen Schweizer Bürgerinnen und Bürger.

Studienautor Robin Gut ordnet die Resultate laut Mitteilung so ein: «Es ist spannend zu sehen, dass Minderjährige im Alter von 16 und 17 Jahren ungefähr gleich reif sind wie junge Erwachsene. Denn diese minderjährigen Bürgerinnen und Bürger sind noch gar nicht stimmberechtigt und deshalb noch nicht vollständig mit unserem politischen System sozialisiert. Trotzdem sind sie politisch gleich reif wie junge Erwachsene. Das Ergebnis steht im Einklang mit den meisten internationalen Studien zur politischen Reife von Jugendlichen und jungen Erwachsenen.»

Was ist eigentlich politische Reife?

Die Studie misst «politische Reife» dabei anhand von zwei Unterkategorien: Geht es um die «politische Disposition», also die Einstellung zur Politik im Allgemeinen, zeigen die Daten laut ZDA-Mitteilung, dass 16- und 17-jährige Schweizer Bürgerinnen und Bürger ein ähnliches Mass an politischem Interesse und politischer Selbstwirksamkeit aufweisen wie junge Erwachsene. Ebenso haben sie eine vergleichbare Einstellung zum Wählen als Bürger/innenpflicht. Darüber hinaus habe die jüngere Gruppe eine stärkere Absicht, an Wahlen teilzunehmen.

Die Absicht, sich an Volksabstimmungen zu beteiligen, sei vergleichbar gross wie bei den 18- bis 25-Jährigen, heisst es dazu weiter. Bezüglich dem «politischen Verhalten» zeige sich, dass 16- und 17-Jährige häufiger politische Informationen in den Medien konsumieren als 24- bis 25-Jährige. Sie seien auch ähnlich häufig politischen Diskussionen ausgesetzt wie junge Erwachsene.

Über die Studie

The Political Maturity of Youths and Young Adults: Empirical Evidence from Switzerland

Datengrundlage: Die Studie stützt sich auf die repräsentative Jugendbefragung zur politischen Partizipation, die das Zentrum für Demokratie Aarau im Frühjahr 2023 bei Jugendlichen und jungen Erwachsenen im Alter zwischen 16 und 25 Jahren in der Schweiz durchgeführt hat. Das Bundesamt für Statistik zog dazu aus dem Einwohnerregister eine Zufallsstichprobe von 20’000 Personen im Alter zwischen 16 und 25 Jahren. Insgesamt nahmen rund 4’000 Schweizer Bürgerinnen und Bürger an der Umfrage teil. Die Umfrage wurde von der Schweizerischen UNESCO Kommission und der Schweizerischen Gemeinnützigen Gesellschaft finanziert.

Methodik: Für die Analyse wurden die Befragten nach Alter, Geschlecht und Sprache gewichtet. Es wurden ordinale und binäre logistische Modelle angewendet.

Download Studie

Gut, R., Ezzaini, J. & Kübler, D. (2025). The Political Maturity of Youths and Young Adults: Empirical Evidence from Switzerland. Swiss Political Science Review00, 1–18. https://doi.org/10.1111/spsr.12662

Über das ZDA

Das Zentrum für Demokratie Aarau ist ein wissenschaftliches Forschungszentrum, das von der Universität Zürich, der Fachhochschule Nordwestschweiz, vom Kanton Aargau und von der Stadt Aarau getragen wird. Es betreibt Grundlagenforschung und befasst sich mit aktuellen Fragen zur Demokratie – regional, in der Schweiz und weltweit. www.zdaarau.ch

Volksinitiative war im Aargau am 24. November 2024 chancenlos

Worum geht es? Die Initiative «Für eine Demokratie mit Zukunft (Stimmrechtsalter 16 im Aargau)» fordere die kantonale Einführung des aktiven Wahl- und Stimmrechts ab 16 Jahren. Neu sollten auch Bürgerinnen und Bürger, die das 16. Altersjahr zurückgelegt haben, an Wahlen und Abstimmungen im Aargau teilnehmen dürfen – sowohl auf kantonaler wie auch auf kommunaler Ebene. Um in den Grossen Rat, in den Regierungsrat, in die Gerichte oder in durch die Kantonsverfassung festgelegte Ämter gewählt zu werden, müsste man hingegen weiterhin mindestens 18 Jahre alt sein. Die initiative wurde am 24. November 2024 an der Urne sehr deutlich mit 79,7 Prozent Nein - abgelehnt.