Halbtax für einen Hunderter -wer hats erfunden?

Halbtax für einen Hunderter -wer hats erfunden?
Im Bild eine Komposition von Aargau Verkehr im Bahnhof Wohlen. Foto: MKU

Am letzten Tag der Sondersession des Nationalrats, am 17. April 2024, forderte die SP-Fraktion mit einer Motion, das SBB-Halbtax-Abo stark zu verbilligen, und es wie schon einmal für 100 Franken pro Jahr zu verkaufen. Jon Pult (GR) warb im Rat für die Idee. Pult: "Etwa in den letzten zwei Jahrzehnten haben sich die relativen Preise für den öffentlichen Verkehr und für den motorisierten Individualverkehr zuungunsten des öffentlichen Verkehrs entwickelt, sprich: Es ist heute im Verhältnis deutlich teurer, Zug oder Bus oder einfach ÖV zu fahren, als Auto zu fahren."

Das führe nicht nur dazu, dass die Leute, die ÖV fahren wollen, ein zusätzliches Kaufkraftproblem haben könnten, sondern es führt auch dazu, dass die Attraktivität des öffentlichen Verkehrs im Vergleich zum motorisierten Individualverkehr abnimmt, so Pult.

Bundesrat: Halbtax-Preis ist gerechtfertigt

Verkehrsminister Albert Rösti entgegnete namens des Bundesrates, dieser erachte den heutigen Preis des Halbtaxabos für den ÖV als gerechtfertigt. Die Erneuerungsquote beim Halbtaxabo zeigt, dass auch die ÖV-Kundinnen und -Kunden den Preis als angemessen empfinden. Wenn die Politik den Bahnen ein Halbtaxabo für 100 Franken vorschreiben wolle, müssten die Ertragsausfälle natürlich kompensiert werden.

Bei der aktuellen Finanzlage des Bundes sei dies kaum realistisch, "bzw. wir wüssten nicht, woher wir das Geld nehmen sollten. Die Verbilligung müsste damit vollständig durch die Transportunternehmen getragen werden, die jedoch absolut keinen Spielraum für eine solche Aktion haben", so Rösti. Er empfahl Ableghnung des Vorstosses.

Silvio Bircher erfand den "Borromini"

Ein Blick zurück zeigt: 1987 anlässlich der Waldsterbedebatte brachte der damalige Aargauer SP-Nationalrat (und nachmalige Regierungsrat) Silvio Bircher die Idee auf und im Parlament durch, das Haltaxabo stark zu verbilligen und den Preis von damals 360 radikal auf 100 Franken zu senken, um den Umstieg auf den öV zu fördern. Es hiess danach, es gebe das Halbtax jetzt für einen "Borromini". Dieser prangte drum auf der damals in Umlauf befindlichen Hunderternote. Der Tessiner Francesco Borromini gilt als einer der bedeutendsten Architekten und Bildhauer des barocken Rom.

Seit 1987 ist der Preis fürs Halbtax indes sukzessive wieder gestiegen. Zu einem Remake des "Borromini" kam es am letzten Tag der Sondersession im Nationalrat nicht. Er lehnte den SP-Vorstoss deutlich mit 136 : 59 Stimmen ab.