Aargauer Unternehmenspreis geht an Markus Blochers Dottikon, Twerenbold Reisen und die Schreinerei Spicher

Vor einer Rekordkulisse von 700 Personen haben im Emil Frey Autocenter in Safenwil die Aargauische Kantonalbank (AKB) und der Aargauische Gewerbeverband (AGV) gemeinsam den Aargauer Unternehmenspreis vergeben.

Die Verleihung fand bereits zum 17. Mal statt – mit neuen Kategorien und erstmals auch einem Publikumspreis. Gekonnt moderiert wurde der Anlass von Judith Wernli, Tochter eines Herzblut-Unternehmers, wie sie sagte.

AGV-Präsident und Nationalrat Benjamin Giezendanner begrüsste den Bundesrat, Energie- und Verkehrsminister Albert Rösti "im besten Kanton". Giezendanner sieht den Berner Rösti fast ein bisschen als eigenen Bundesrat (der Westaargau gehörte ja mal zu Bern), da der Aargau seit dem Rücktritt von Doris Leuthard keine eigene Bundesrätin mehr hat.

Dieter Widmer, Präsident der Aargauischen Kantonalbank (AKB), offerierte seinerseits Bundesrat Rösti scherzhaft, ihm in Aarau, der einstigen kurzzeitigen Hauptstadt der Schweiz, ein Büro offen zu halten, wenn es ihm in Bern mal zu bunt werden sollte. Und er fügte an: "Der Aargau hat Energie".

Widmer lobte die hohe Kompetenz der Finalisten beim Unternehmenspreis - auch als Frucht des dualen schweizerischen Ausbildungssystems. Er dankte allen Unternehmungen, die mitgemacht haben, ausdrücklich auch jenen, die es nicht in den Final geschafft haben.

Schliesslich hatte Albert Rösti selbst das Wort. Er ist diese Woche gleich dreimal im Aargau. Am Mittwoch war er mit dem Gesamtbundesrat in Aarau, am Donnerstag eben in Safenwil, und am Freitag wird er schon wieder im Aargau sein.

Aargau bei wichtigsten Uvek-Themen im Vordergrund

Der Kanton Aargau stehe bei seinen wichtigsten Uvek-Themen im Vordergrund, leitete Rösti seinen Vortrag ein. Gemeint sind Energie und Verkehr. Man dürfe stolz sein auf ein Land mit so viel Stabilität, innovativen Firmen, einer tiefen Inflation und tiefen Zinsen.

Bundesrat Albert Rösti nahm sich für die Aargauer Gewerbetreibenden viel Zeit und machte Werbung für die beiden im Juni aus seinem Departement vor das Volk kommenden Vorlagen.

Beim Strom hatte man jüngst grosse Sorgen mit Blick auf eine befürchtete Mangellage. Letztes Jahr sank der Stromverbrauch zwar dank einem warmen Winter. "Doch wir haben nach wie vor in einem sehr kalten Winter, wenn wir nicht auf Importe setzen können, das Risiko einer Mangellage. Das schätzt der Bundesrat immer noch als grösstes Risiko ein".

"Wir wussten wirklich nicht, was im Winter passieren wird"

Rösti dankte der Aargauer Regierung dafür, dass das Reservekraftwerk in Birr so schnell realisiert werden konnte. Im Winter davor habe man im Bundesrat wirklich nicht gewusst, was im Winter passieren wird. Birr hätte die Kapazität von Mühleberg, so Rösti, "das man dummerweise abgestellt hat".

Es könne doch nicht sein, dass die reiche Schweiz eine unsichere Energieversorgung hat, so der Energieminister weiter. Kurz- und mittelfristig setze da das "Gesetz für eine sichere Stromversorgung" (Mantelerlass) ein, über das das Volk im Juni abstimmen wird. Mit dem Gesetz billige man gewissen Projekten für neue Anlagen ein nationales Interesse zu.

Wenn es gelinge, 10 Prozent der Stromversorgung für den Winter zuzubauen, wäre man auf der sicheren Seite und müsse nicht mehr auf die Reserveanlagen zurückgreifen. Wenn man in zehn Jahren die anvisierten zusätzlichen 6 Terawattstunden habe, laufe es gut, meinte Rösti weiter.

Er verwies auf 16 Wasserkraftprojekte, bei denen mit dem neuen Gesetz die nationalen Interessen Vorrang haben würden - mit der wichtigen Einschränkung, dass Kanton beziehungsweise Gemeinde weiterhin das letzte Wort haben würden. Das Gesetz bewarb er in Safenwil als Investitionsfördergesetz.

"Bis 2050 braucht die Schweiz zusätzliche 45 Terawattstunden Strom"

Der Mantelerlass reicht aber längerfristig nicht. Bis 2050 brauche die Schweiz deutlich mehr Strom, trotz effizienterer Heizungen und gedämmter Häuser. Man brauche binnen 20 bis 30 Jahren sicher 45 Terawattstunden zusätzlich. Deshalb müsse man auch technologieoffen sein. Deshalb werde es auch die anstehende Diskussion über KKW brauchen. Mit dieser Thematik werde sich auch der Bundesrat im Rahmen der anstehenden Blackout-Initiative befassen.

Dank an Axpo für Prüfung der Verlängerung für KKW Beznau

In den nächsten 10 Jahren werde aber keine zusätzliche Kilowattstunde aus KKW kommen können, so Rösti weiter mit Blick auf die zu schliessende Winterstromlücke. Der Axpo sei er aber dankbar, dass sie jetzt prüft, ob man Beznau sogar 70 Jahre lang laufen lassen könne.

Schliesslich warb er auch für die Nationalstrassenvorlage, die im November an die Urne kommt. Man baue keine Strassen auf Vorrat. Kritikern, die argumentieren, wer Strassen säe, ernte Verkehr, antwortete er, der Verkehr sei da, die Staus ebenfalls. Die Projekte seien nötig. Es sei gar ein ökologisches Projekt, denn zusätzliche Autobahn-Kapazitäten würden den Umgehungsverkehr durch Dörfer reduzieren.

Ein Plädoyer für die Strasse sei aber nie ein Plädoyer gegen den öffentlichen Verkehr. Für den brauche es genauso viel Investitionen oder gar mehr. Im Gespräch ist etwa ein Kapazitätsausbau Aarau-Zürch im Ausbauschritt 2026. Für alle Ausbauten schweizweit brauche es inklusive Bahnhofausbauten 27 Milliarden Franken an Investitionen, so Rösti.

Dieth: Schweiz innovativstes Land der Welt

Landammann Markus Dieth gratulierte dem AGV und der AKB "zu diesem besonderen Anlass, der die herausragenden Leistungen unserer Unternehmerinnen und Unternehmer würdige. Die Schweiz gelte als innovativstes Land der Welt. Das müsse sie auch sein. Sie sei wettbewerbsfähig, weil sie leistungsfähige und anpassungsfähige Firmen habe, "die nicht immer grad nach dem Staat rufen", lobte Dieth.

Markus Dieth hob die Wettbewerbsfähigkeit des Kantons hervor.

Der Aargau glänze "als Topstandort im Topstandort Schweiz", warb Dieth weiter. Der Aargau habe den Gewinnsteuersatz von 18,6 auf 15,1 Prozent gesenkt. Das falle Zürich etwas schwerer, so Dieth mit Blick auf den grossen Nachbarkanton mit deutlich höherem Gewinnsteuersatz. Attraktiv zu sein, sodass die Firmen hier bleiben, dass sei sehr wichtig.

Der Gewerbeverband vergab den Unternehmerpreis dieses Jahr in den Kategorien «Regional», «National» und zum ersten Mal auch «International». Neu wurden auch an der Börse kotierte Aargauer Unternehmen, welche mehrheitlich in Familienbesitz sind, zugelassen. Damit gelang es, die Vielfalt der Unternehmenslandschaft im Aargau im Teilnehmerfeld noch besser abzubilden.

Patrick Küng, Mitglied der Geschäftsleitung bei der Aargauischen Kantonalbank zeigte sich beeindruckt: «Die Qualität und Vielfalt der teilnehmenden Unternehmen ist einmal mehr bewundernswert. Vom Mehrgenerationen-Familienbetrieb bis zum börsenkotierten Konzern, vom Weltmarktführer bis zum hochspezialisierten regionalen Nischenanbieter, direkt vor unserer Haustüre im Kanton Aargau. Allen Finalisten gemeinsam ist eine fokussierte Strategie, eine klare Positionierung und die konsequente Umsetzung für den Erfolg.»

Stellvertretend für die preisgekrönten Unternehmen und ihre Mitarbeitenden: Chef und Hauptaktionär Markus Blocher des jüngst stark gewachsenen Pharma-Unternehmens Dottikon ES, der sympathische Geschäftsführer Samuel Blaser der Brugger Schreinerei Spicher, der nicht müde wurde, seinem Schwager und vielen anderen für die tatkräftige Unterstützung zu danken. Und schliesslich VR-Präsident Karim Twerenbold des gleichnamigen Reise-Unternehmens aus Baden, das sich in einer stetem Umbruch unterworfenen Branche zu behaupten weiss.

Schreinerei Spicher AG: Bestes Aargauer Unternehmen regional

Die Schreinerei Spicher AG entwirft und baut mit Kreativität und Leidenschaft einzigartige Küchen, Möbel und Innenausbauten. Natürliche Materialien und Nachhaltigkeit liegen dem Unternehmen am Herzen, was sich in der Wahl der Materialien und der Herstellung der Produkte in Brugg zeigt. Das Massivholz bezieht die Schreinerei von regionalen Sägereien, mit welchen sie eine langjährige Zusammenarbeit pflegt.

Wo immer möglich stammt das Holz aus umliegenden Wäldern. So wird die heimische Forstwirtschaft unterstützt und Lieferwege werden minimiert. Gleiches gilt für die Stahl- und Polsterwaren. In enger Zusammenarbeit mit den Kundinnen und Kunden entstehen einzigartige Kreationen in hoher Qualitätsarbeit.

Den Ausschlag für den Sieger gaben gemäss Jury eine klare Strategie, Positionierung und konsequente Umsetzung, eine regionale Wertschöpfung und Lieferkette, eine erfolgreich umgesetzte interne Nachfolgeregelung sowie eine hohe Kundentreue dank hohem Qualitätsanspruch.

Twerenbold Reisen AG: Bestes Aargauer Unternehmen national

Die Twerenbold AG ist ist die Schweizer Pionierin für Busreisen. Das inhabergeführte KMU aus Baden ist Teil des bald 130-jährigen Familienunternehmens Twerenbold, das Verwaltungsratspräsident Karim Twerenbold in vierter Generation leitet. Das Motto «Innovationen aus Tradition» steht dabei über allem. Als führende Anbieterin von Themen-, Velo-, Musik- und Festtagsreisen setzt Twerenbold Massstäbe.

Die 70 Busse der topmodernen Flotte sind im Schnitt drei Jahre jung und mit Euro-6-Motoren für minimalen Treibstoffverbrauch ausgestattet. Das macht sie zu einem der ökologischsten Reiseträger. Twerenbold setzt bei der Kundenbetreuung auf umfassenden Service: mit Verkauf, eigenem Terminal, eigener Busflotte sowie der Familienreederei mit neun eigenen Flussschiffen.

Den Ausschlag für den Sieger gaben gemäss Jury eine klare Strategie, Positionierung und konsequente Umsetzung, hohe Innovationskraft, persönliches, familiäres Engagement, eine breite Stammkundschaft dank hoher Kundenzufriedenheit und ausgeprägter Kundennähe.

Dottikon Exclusive Synthesis AG: Bestes Aargauer Unternehmen international

Dottikon von Markus Blocher ist Hersteller von qualitativ hochwertigen Veredelungschemikalien, Zwischenprodukten und Exklusivwirkstoffen für die weltweit führende chemische, Biotech- und pharmazeutische Industrie. Das Unternehmen ist spezialisiert auf sicherheitskritische Reaktionen, Tieftemperatur- und Hochdruck-Chemie sowie kontinuierliche Prozessführung.

Dottikon ist seit über 110 Jahren eine im Aargau verankerte Entwicklungs- und Produktionspartnerin. Die bewusst gewählte Ein-Standortstrategie im Kanton Aargau erlaubt kurze Entscheidungs- und Kommunikationswege. Dies garantiert eine rasche und effiziente Projektabwicklung sowie eine lückenlose Qualitätssicherung über den gesamten Prozess von Forschung und Entwicklung bis zur Produktion.

Den Ausschlag für den Sieger gaben gemäss Jury wiederum eine klare Strategie, Positionierung und konsequente Umsetzung, eine enge Kommunikation mit Kunden sichert das erfolgreiche Bestehen in einem hochkompetitiven Weltmarkt, kontinuierliche Schaffung von neuen Ausbildungs- und Arbeitsplätzen im Kanton Aargau und hohe Investitionstätigkeiten als langfristiges Bekenntnis zum Wirtschafts- und Produktionsstandort Aargau.

Auf der Bühne bekräftigte Markus Blocher, was er schon vor Jahren gesagt hat, nämlich, dass er Wert auf die deutsche Sprache legt: "Wir stellen keine Angelsachsen ein, mit denen die Schweizer Englisch reden müssen, nur weil diese zu faul sind, Deutsch zu lernen." Dafür gabs grossen Applaus.

Begleitet wurde der Anlass von einem virtuosen Quintett der Argovia Philharmonica.

Der Publikumspreis geht an die Schreinerei Spicher AG

Mit dem Aargauer Unternehmenspreis würdigt die fünfköpfige Jury seit 2007 herausragende unternehmerische Leistungen im Kanton Aargau. In diesem Jahr wurde erstmals ein Publikumspreis vergeben: Zur Wahl standen acht Finalistinnen und Finalisten aus drei Kategorien.

In einem Public-Voting bis zum 22. April 2024 wurde pro Kategorie das Unternehmen mit den meisten Stimmen gewählt. Aus diesen drei Finalistinnen und Finalisten (Schreinerei Spicher, Twerenbold Reisen AG, Pfiffner International AG) bestimmte das Saalpublikum mittels elektronischer Stimmabgabe das Siegerunternehmen. Den Publikumspreis gewann in einer sehr engen Ausmarchung die Schreinerei Spicher AG. Das Unternehmen gewinnt 10'000 Franken für ein Mitarbeiterfest.